@Kempen 

 Ausstellung des Fotoforum Kempen in der Galerie artedos in der Moosgasse in Kempen (August 2012)  

Einführung

Die Idee zu dieser Ausstellung, die wir irgendwann @kempen genannt haben, stammt aus dem Jahr 2011. Nachdem wir als FotoForumKempen in den letzten Jahren ausschließlich Porträtprojekte mit anschließenden Ausstellungen durchgeführt hatten, tendierten wir als Gruppe diesmal von Beginn an eher zu einer fotografischen Arbeit, die andere Aspekte der Stadt Kempen in den Vordergrund rücken sollte. Nach Frauen, Männern, Paaren und dem vielbeachteten Mein Platz in Kempen sollte die Stadt selbst mit ihren Gebäuden, Straßen und Plätzen sowie deren Veränderungen zum Thema werden.

So ist denn auch der Titel der Ausstellung programmatisch zu deuten und soll das At-Zeichen nicht nur eine Ortsangabe darstellen, sondern Verweis sein auf die Errungenschaften der digitalen Bildbearbeitung, die bei den Exponaten durchgehend eine dominante Rolle spielte. Wie immer, wenn eine Gruppe einen künstlerischen Plan fasst und diesen anschließend in die Tat umsetzen will, so gab es dann auch bei uns die unvermeidlichen, aber konstruktiven Diskussionen bezüglich der Vorgehensweise.

In einem Punkt waren wir uns jedoch gleich einig: Der fotografische Ansatz sollte sich erkennbar von der üblichen Darstellung der Sehenswürdigkeiten, architektonischen und topografischen Besonderheiten der Stadt unterscheiden. Es sollte zudem nur eine relativ kleine Anzahl von Bildern entstehen, denn in den Räumen der Galerie Artedos würde ohnehin jedem einzelnen Fotografen nur begrenzt Wandfläche zur Verfügung stehen. Der Bildinhalt sollte verdichtet werden, statt vieler Bilder sollte das Eine entstehen, dass erschöpfend über den Bildgegenstand Auskunft geben sollte.

Kein unbescheidener Ansatz, zugegeben. Und letztlich zumindest vordergründig nicht immer konsequent einzuhalten, wie man bei den Porträts der Kempener Baumtitanen erkennen kann, die Konrad Nolten-Falk schließlich zu einem großen Gesamtbild zusammenfügte. Nicht die gigantischen Kronen stehen hier für das Alter, es sind die Fundamente der Baumriesen, individuell und unverwechselbar.

Ekkehart Czysch ging einen gänzlich anderen Weg, sein erklärtes Ziel war die Darstellung unserer vertrauten Umgebung aus ungewohnter Sicht. Indem er seine Kamera an den unterschiedlichsten Stellen der Stadt in Knöchelhöhe auslöste schuf er einfache und direkte Bilder, die jedoch eine andere Wirklichkeit wiederzugeben scheinen. So also sieht der Dackel unsere Stadt. Und was sieht dann die Ameise? Objektiv subjektive Realität.

Das Industriegebiet im Kempener Norden haben Elmar Streyl und Paul Maaßen für eine Gegenüberstellung gewählt. Schwarzweiße Aufnahmen, die Paul Maaßen in den Achtziger Jahren vom Gelände der Elektrochemischen Fabrik, der Großdiskothek „LA“, dem Heizwerk an der damaligen Industriestraße-West sowie 2006 vom heutigen AZ-Gelände machte, ergänzten er und Elmar Streyl durch dessen nüchtern-farbige Fotos der heutigen Gegebenheiten.

Die Farben in den Bildern Josef Lamoziks, die dieser mit Hilfe einer kleinen Digitalkamera und zahlreicher Auto- und Fensterscheiben in der Innenstadt machte, sind da völlig anders. Man denkt unwillkürlich an den Begriff „Kodachromes“, lange Zeit ein Synonym für Bilder mit knackiger, oft bunter Farbigkeit. Entstanden sind Reflexionen, im physikalischen und vielleicht sogar philosophischen Sinn.

Mit Kempens derzeitigem Großprojekt, dem Bau des Klosterhofes an der Stelle des alten Kreishauses, hat sich Manfred Joosten in seinen beiden Bildern beschäftigt. Während die Bagger ihre Arbeit verrichten und ein Teil des Gebäudes noch steht, tauchen im Hintergrund die von diesem Standpunkt aus bislang nicht sichtbaren Häuser von Burg- und Orsaystraße auf. Der baldige Neubau von Wohn- und Geschäftshäusern wird dies wiederum ändern, die Ansicht wird dann eine gänzlich neue sein.

Eine imposante Ansicht, die vor allem Reisende beim Blick vom Kempener Bahnhof aus beeindruckt, stellt das restaurierte Arnoldgebäude dar; heute beherbergt es das Finanzamt. Michael Schäfer fotografierte dieses architektonisch wertvolle Backsteingebäude Stück für Stück, und ließ den Computer zunächst die Einzelbilder zu einer eindrucksvollen Gesamtansicht zusammenrechnen. So wie auch das Großfoto der Orgel über dem Hauptportal der Propsteikirche, abgebildet in einer wuchtigen Körperhaftigkeit, die der Besucher der Kirche wegen der Enge auf der Empore so nicht erleben kann.

Norbert Stammnitz schließlich hat sich mit dem eigentlichen Kempener Hauptbauwerk beschäftigt, der Stadtmauer entlang des die Innenstadt umgebenden Walls. Wall. oder The Wall? Panoramen der Mauer und ihrer Durchlässe von frappierender Symmetrie. Inside. Outside.

Die Gesamtheit der hier präsentierten Bilder und Bildtafeln zeigt Kempen in einer fotografischen Weise, die über die bloße Abbildung des Gegenstands hinausgeht. „So hab´ ich das noch nie gesehen.“ Eine Reaktion, die wir Fotografen uns von den Besuchern dieser Ausstellung wünschen würden.

 

 

 

Konrad Nolten-Falk/Bäume/2012/90x137cm

Während die Veränderungen in der Stadt oft schnell vonstatten gehen, waren diese Bäume schon immer da. Sie überdauern, sind eine Konstante im Bild der Stadt, verändern sich nur unmerklich. Gehören dazu, obwohl man sie oft nur beiläufig wahrnimmt. Sie symbolisieren ein Stück Stadtgeschichte, diese ältesten Kempener Geschöpfe.“

 

 

 

Ekkehart Czysch ⁄ Dackelblick ⁄ 2012 ⁄ Vier Tableaus à 28 x 215 cm

Nachdem die Festlegung auf Kempen als Thema der Gemeinschaftsausstellung erfolgt war, stellte sich mir die Frage, wie diverse Aspekte der Stadt und seiner Bewohner in Bildern dargestellt werden könnten. Und zwar ohne den bereits zahlreichen existierenden weitere Ansichten ohne besondere Merkmale hinzuzufügen. Dies führte bei mir zu der Überlegung, verschiedene Sichtweisen zu erproben und möglichst eine zu finden, die in ihrer Darstellungsweise noch nicht im allgemeinen Bewusstsein präsent ist. Daraus entstand die Idee, die Kempener Straßen aus der Sicht eines Dackels zu erkunden.

Natürlich hat nicht jeder Kempener Bürger einen Hund, erst recht keinen Dackel. Aber auch Hundebesitzer werden noch keinen Rundgang durch die Stadt auf Augenhöhe mit ihrem Vierbeiner gemacht haben. Die konsequente Durchführung dieses Ansatzes in der Bildgestaltung und die kompakte Präsentation betonen die Aussage der Bildreihen.“ Ekkehart Czysch

 

 

 

Josef Lamozik ⁄ Reflexionen ⁄ 2012 ⁄ 81 x 218 cm

Reflexionen. Das Zurückstrahlen und das Widerspiegeln der gerade gewonnenen Eindrücke. Sie sind die künstlerische Form des nicht alltäglichen Sehens!“      Josef Lamozik

 

 

 

 

Paul Maaßen ⁄Industriestraße-West ⁄ 1994,1994,1981 ⁄37,5 x 110 cm

Elmar Streyl ⁄Otto-Schott-Straße ⁄ 2012 ⁄37,5 x 142,5 cm

Paul Maaßen ⁄ Stendener Weg ⁄ 1986 ⁄ 42 x 97,5 cm ⁄ Schauteshütte ⁄ 2006 ⁄ 37,5 x 97,5 cm

Elmar Streyl ⁄ Otto-Schott-Straße ⁄ 2012 ⁄ 42 x 97,5 cm ⁄ AZ-Gelände ⁄ 2012 ⁄ 37,5 x 97,5 cm

Bei der Planung der Ausstellung reizte mich als Nicht-Kempener von Anfang an die nähere Beschäftigung mit dem Industriegebiet zwischen Kerkener- und St. Huberter Straße. Dieses bildet einen Gegenpol zur eher pittoresken Innenstadt, ist aber offensichtlich das Kernstück der wirtschaftlichen Kraft der Stadt. Da lag es nahe, zwei Projekte zu verbinden: Aus Paul Maaßens umfangreicher fotografischer Chronik der Stadt wählten wir gemeinsam sieben diesem Thema entsprechende Dokumentarfotos aus, die größtenteils aus den 1980er Jahren stammen; ich fotografierte dann die entsprechenden Gründstücke und Gebäude im Frühjahr 2012 neu.“     Elmar Streyl

 

 

 

 

Manfred Joosten     ⁄ Paterskirche ⁄ 2012 ⁄ 80 x 85 cm    ⁄ Baustelle Klosterhof ⁄ 2012 ⁄ 54,5 x 143,5 cm

Kempen verändert sich. Ständig. Aktuell waren es die beginnenden Arbeiten auf der Großbaustelle „Klosterhof“, die mir im Zusammenhang mit einer Themenausstellung über Kempen unverzichtbar erschienen. Die Panoramaaufnahme, bestehend aus neun Einzelbildern, gibt nach Abriss des ehemaligen Kreisgebäudes einen neuen Blick auf die bestehende Bebauung frei und macht das große Ausmaß der Veränderungen sichtbar. Die aus vier Bildern bestehende Sequenz „Paterskirche“ verdeutlicht durch Wiederholung die Beständigkeit des Historischen. Der Wandel zeigt sich in der Verschiedenheit der Bodenformationen und Gerätschaften.“  Manfred Joosten

 

 

 

Michael Schäfer ⁄ Arnoldhaus ⁄ 2012 ⁄ 56 x 224 cm   ⁄ Orgel der Propsteikirche ⁄ 2012 ⁄ 81 x 190 cm

Die Einzelbilder beim Arnoldhaus sechzehn, bei der Orgel immerhin 6  wurden im Computer technisch zusammengesetzt. Dadurch entstand eine enorme Detailgenauigkeit. Ferner wurde durch diese Technik ein Bildwinkel von weit über 90 Grad erreicht. Eine solche Perspektive kann vom Betrachter am Originalplatz nicht mit einem Blick aufgenommen werden. Die fast surreale Wirkung der Bilder wird durch die Größe der Präsentation noch verstärkt.“   Michael Schäfer 

 

 

 

Norbert Stammnitz ⁄ Wall Inside Outside ⁄ 2012 ⁄ Drei Tableaus 50 x 120 cm

Wall Outside“ (07.06.2012) „Wall“ (18.03.2012)„Wall Inside“ (15.05.2012)

Mein Ziel war die symbolische Darstellung von Offenheit und Lebendigkeit der Stadt in Historie und Moderne durch Querschnitt- und Öffnungsperspektiven der Stadtmauer und der Wälle.“  
Norbert Stammnitz  

Alle Bilder der Ausstellung @kempen sind Inkjet-Pigment-Drucke auf Fotopapier Glossy 260gr. und wurden auf AluDibond von 3mm Stärke kaschiert, laminiert und rückseitig mit Stabilisierungsrahmen versehen.

Texte und Bilder: © FotoForumKempen 2012

 

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